
Jacob Bausum
Jacob Bausum, Jahrgang 1975. Erzieher, Dipl. Sozialarbeiter, Traumapädagoge. Seit 2008 Referent und seit 2012 Mitglied im Leitungsteam des Zentrum für Traumapädagogik. Ausserdem Mitglied im Vorstand des Fachverbands Traumapädagogik e.V..
Schwerpunkte: Trauma und Gruppe, sexuell grenzverletzende Kinder und Jugendliche Er ist Autor diverser Fachartikel und Co-Autor traumapädagogischer Fachbücher, u.a. mit Wilma Weiß.
Unsichtbare Erinnerungen
In dieser Konferenz befassen wir uns mit der Bedeutung transgenerationaler Traumaweitergabe in der pädagogischen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen, und deren Familien :
Transgenerationale Traumata sind Traumata bei denen Erleben und Symptome ungefiltert / unbearbeitet von einer Generation an die nächste weitergegeben werden. Dabei geht es um Kriegserlebnisse, Erfahrungen von Folter, Verfolgung oder Flucht, Vernachlässigungs- oder Trennungserfahrungen, Erlebnisse sexueller Gewalt oder emotionaler / physischer Misshandlung. Bei dieser sogenannten « sekundären » Traumatisierung entwickeln die Kinder Traumasymptome ohne eigene auslösende Erlebnisse, aufgrund ihrer engen Beziehung und dem Zusammenleben mit den traumatisierten Eltern.
Einführung in die Psychotraumatologie
Die Psychotraumatologie bietet viele Erklärungsmodelle um das belastende und teilweise auch skurrile Verhalten lebensgeschichtlich belasteter Kinder und Jugendlicher besser verstehen und nachvollziehen zu können. Dieses Verständnis ist eine zentrale Grundlage um pädagogische Interventionen zu entwickeln, die der psychischen und sozialen Stabilisierung traumatisierter Jungen und Mädchen dienen und sie bei der Entwicklung eines positiven Selbstbildes stärken. Darüber hinaus kann unter Berücksichtigung psychotraumatologischen Wissens reflektiert werden, wie pädagogische Handlungsfelder zu einem sicheren Ort für Jungen und Mädchen mit traumatischen Erfahrungen, gestaltet werden können.
Traumapädagogik – eine Pädagogik der Selbstbemächtigung
Traumatisierte Kinder und Jugendliche waren oder sind Objekte der Bedürfnisse Erwachsener. Auch wenn sie den quälenden Lebensbedingungen entkommen konnten, wirken diese nach. Sie übertragen traumatische Beziehungserfahrungen, sie verlieren schnell die Kontrolle, dissoziieren oder erstarren. Die Pädagogik der Selbstbemächtigung bietet ein großes Repertoire praktischer Methoden um Jungen und Mädchen dabei zu unterstützen, sich ihres Selbst wieder zu bemächtigen.
Traumatisierte Kinder in der Schule
In der Schule haben wir den Auftrag, Kindern Lehrstoff nahe zu bringen. Kinder und Jugendliche mit traumatischen Erfahrungen sind so belastet, dass sie zeitweise nicht in der Lage sind zu lernen. Sie sind abwesend, wirken überfordert, ziehen sich zurück, stören den Unterricht und andere SchülerInnen. Sie fordern uns heraus.
Wie kann es gelingen auch diese Kinder und Jugendlichen zu erreichen? Wie können wir Schule und Unterricht gestalten um den Jungen und Mädchen einen sicheren Ort zum Lernen und Entwickeln anbieten zu können?
Trauma und Bindung
Durch die Erkenntnisse der Bindungsforschung wissen wir um den Einfluss traumatischer Erfahrungen auf das Bindungsverhalten. Mindestens drei zentrale Fragen stellen sich aus diesem Wissen an die pädagogische Arbeit mit traumatisierten Jungen und Mädchen. Wie wirken traumatische Bindungserfahrungen auf aktuelle Beziehung? Wie wirkt die Arbeit mit lebensgeschichtlich belasteten Kindern und Jugendlichen auf das Bindungssystem der Pädagog/innen? Welche Möglichkeiten gibt es, unter diesen Voraussetzungen, den Jungen und Mädchen im Alltag korrigierende Bindungserfahrungen anzubieten?