
Ellert Nijenhuis, Ph.D.
Ellert R.S. Nijenhuis, Ph.D., ist Psychologe, Psychotherapeut und Forscher. Seit mehr als drei Jahrzehnten ist er im Bereich Diagnose und Behandlung von schwer traumatisierten Patienten tätig, er lehrt und publiziert ausführlich zu den Themen traumabedingte Dissoziation und dissoziative Störungen. Er initierte biopsychosoziale Studien komplexer dissoziativer Störungen und ist weiterhin in diesem Bereich tätig.
Dr. Nijenhuis ist Berater an der Clienia Littenheid in der Schweiz. Zu seinen theoretischen, wissenschaftlichen und klinischen Publikationen gehört das Werk “Somatoforme Dissoziation”. Mit Onno van der Hart und Kathy Steele ist er Co-Autor des Buches «Das verfolgte Selbst: Strukturelle Dissoziation und die Behandlung chronischer Traumatisierung». Die beiden ersten Bände seiner Trilogie “The Trinity of Trauma: Ignorance, Fragility, and Control” sind 2015 erschienen. Der dritte Band „Enactive Trauma Treatment“ wurde im April 2017 veröffentlicht. Von der „International Society for the Study of Trauma and Dissociation“, der internationalen Gesellschaft für das Studium von Trauma und Dissoziation, wurden ihm mehrere Preise verliehen, unter anderem der Preis für sein Lebenswerk.
Chronisches Kindheitstrauma
Unser Leben umfasst evolutionsbedingt unterschiedliche Arten der Sehnsucht und des Strebens. Unter guten Lebensbedingungen können wir trotz gelegentlicher innerer Konflikte lernen, unsere unterschiedlichen und manchmal sogar widersprüchlichen Bedürfnisse weitestgehend zu integrieren. Je mehr jedoch Kinder von den Menschen, von denen sie abhängig sind, emotional vernachlässigt, körperlich misshandelt und/ oder sexuell missbraucht werden, desto schwieriger wird es, diese Integrationsarbeit zu bewältigen. Klinische Studien und Forschungen belegen dass die Persönlichkeit dieser Kinder in verschiedene bewusste Untersysteme oder „Teile“ dissoziiert werden kann. Der sogenannte „anscheinend normale“ Anteil gibt sein Bestes, den Bedürfnissen und Wünschen des täglichen Lebens gerecht zu werden und sich an seine Bezugspersonen zu binden. Die “fragilen emotionalen” Anteile versuchen sich gegen die Schrecken zu verteidigen, die diese wichtigsten Bezugspersonen ihnen zufügen. “Kontrollierende emotionale” Anteile streben danach, ihr Schicksal trotz der Traumatisierung zu beeinflussen. In seinem Vortrag geht Dr. Nijenhuis darauf ein, wie eine derartige Konstellation dissoziative Symptome und die damit verbundenen Probleme (wie z.B. traumabezogene Ängste und Phobien, Wut, Scham, Schuldgefühle und Selbstverletzungen) begünstigt.