
Dr Michel Sylvestre
Michel Silvestre ist Doktor der Psychologie und arbeitet seit 1978 als Psychologe, Familientherapeut und als EMDR-Therapeut. Seit 1999 praktiziert er als niedergelassener Therapeut und als Lehrbeauftragter der Universitäten von Aix-Marseille und Lothringen. Als früherer Mitarbeiter des Mental Research Institut (M.R.I.) in Palo Alto, Kalifornien, hat er seine EMDR-Ausbildung bei der ersten in Frankreich angebotenen Schulung in Aix-en-Provence absolviert. Er ist Gründungsmitglied und ehemaliger Präsident des EMDR-Verbands Frankreich sowie EMDR Supervisor und Ausbilder für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Er ist ausserdem Mitglied des europäischen Ausschusses EMDR Kinder und Jugendliche. Michel Sylvestre hat zahlreiche Forschungsartikel und – publikationen in verschiedenen Fachzeitschriften veröffentlicht.
Auswirkungen von Trauma auf das Kind und seine Familie
« Traumatologists are often blind to familial consequences and famologists are often blind to the traumatic consequences » (Figley, 2004)
Komplexe traumatische Situationen lehren uns, Trauma als eine Verletzung zu sehen, die sowohl auf individueller Ebene als auch auf der Beziehungsebene zum Tragen kommt. So werden wir mit der Notwendigkeit konfrontiert, ein integratives Behandlungsmodell zu entwickeln, das solchen Situationen gerecht werden kann. Die Einbeziehung von zwei Paradigmen, wie z.B. dem der systemischen Familientherapie und dem der individuellen EMDR-Therapie, ermöglicht es, ein umfassendes therapeutisches Ganzes aufzubauen wo sich die Achse der familiären Muster mit der Achse der Einzelgeschichte des leidenden Kindes kreuzt. Diese vielschichtige Betrachtungsweise bezieht sowohl die aktuellen individuellen Verletzungen und die Verletzungen auf der Beziehungsebene, als auch ältere und/oder generationenübergreifende Verletzungen, die möglicherweise durch das traumatische Ereignis reaktiviert wurden, mit ein. Entwicklungsperspektiven des Kindes, Bindungsfähigkeit, Resilienzfaktoren, Familiendynamik und generationenübergreifende Prozesse sind zentrale Themen dieses integrativen Ansatzes. So kann die individuelle Bearbeitung einer persönlichen Verletzung mit einer Arbeit an traumatisierten Beziehungen auf Familienebene verknüpft werden.